Dr. Koernig Jelena Sonja von Körnig

Willkommen und Abschied


sehr frei nach Goethe, verfaßt 1998 in "AriBährs Keller"


Es schlug mein Herz geschwind zu Pferde:
Es war getan fast eh’ gedacht. (denke nie, gedacht zu haben...)
Der Morgen grüßte schon die Erde,
Doch in der Schule hing die Nacht;
Schon stand im Leinenkleid die Reiche
An ausgesuchtem Wissen da,
Wo Müdigkeit, ganz pur, als solche
Aus hundert Schüleraugen sah. (Hühneraugen mitgezählt)

Wir Schüler voller Wissensmangel
Sah’n kläglich aus dem Buch hervor,
Die Fragen schwangen leise Flügel,
Umsausten schauerlich das Ohr:
Uns’re Haare wurden gräuer,
Doch frisch und fröhlich war ihr Mut:
In ihren Haaren welches Feuer!
In ihren Worten welche Glut!

Sie quälte uns durch Goethe’s Fäuste  *
Wo ein Doktor in die Hölle ritt;
Wobei sie immer herrlich seufzte
Und fröhlich durch den Deutschkurs schritt.
Doch ach, was für ein Donnerwetter
Wenn keiner über Hausaufgaben schwitzt,
Und Abitur für uns - ihr Götter!
Wir hofft’n, wir verdient’n ‘s jetzt!

Doch ach, schon mit der letzten Stunde 
Verengt der Abschied uns das Herz:
In ihrem Wissen welche Wonne!
Bei jedem Aufsatz welch ein Schmerz!
Wir geh’n, Du bleibst und siehst zur Erden
Und siehst uns nach mit nassem Blick:
Und doch, welch Glück, Deutsch gehabt zu haben!
Es ist vorüber, welch ein Glück!
* der Tragödie erster und zweiter Teil