Mutti Pringal


(oder wofür steht eigentlich das M. ?)


Der Physik Leistungskurs wurde gewählt, weil einem Physik in der 10. zwar gefiel, jedoch nicht bei der Fachkraft, die nur ultrakurze und umso mehr gehaltvolle Kurzkontrollen schrieb und auch ansonsten gern von Schorschdaun und konschtanten Werten erzählte. Na, der Blick auf den Zuweisungsplan barg vermeintlich nichts gutes. Zwei Jahre - fünf Stunden die Woche bei Frau Pringal, die damals keinen rühmlichen Ruf aus ihren Vertretungstunden mitgebracht hatte. Also schon mit mieser Laune in den Kurs hinein. Erstes Stoffgebiet Thermodynamik. Skurrile Experimente mit Geldstücken und Schuhkartons wurden absolviert, viele Hausaufgaben aufgegeben. Ständig wurde man ermahnt, doch seine Aufmerksamkeit dem Unterricht zuzuwenden. Dabei hatte man doch gerade die alte MZ TS im Lehrbuch der DDR-Oberstufe entdeckt und diskutierte über formschönes Design (De Sein oder nicht Sein ?) und die anfällige 6V Elektrik. Mutti griff hart durch, auch wenn man eher sich vor Lachen auf dem Boden wälzen als ehrfurchtsvoll nach vorn schauen wollte. Grund war zum einen der wunderscheene Dialekt (prächtig für jede Art der Nachahmung geeignet) als auch die aberwitzigen Versprecher. Ermahnungen der „Wenn Sie mir die Protokolle nicht abgeben, verteile ich gnadenlos keine Punkte“-Sorte gingen in die Geschichte dieses Kurses ein und werden sicherlich noch zu einigen Treffen rausgekramt werden. Der Spruch „Zeit ist Schluß“ ist mittlerweile in den allgemeinen Wortgebrauch übergangen und wird sogar des öfteren verwendet, ohne daß man gleich an seine Schöpferin denken muß. Weitere Köstlichkeiten findet man in dem unten angesiedelten Physik-Skurrilitäten-Kabinett.

Jana läßt den Vorhang fallen

Vorläufige Höhepunkte waren zum einen die Klausur, bei der man Pflaumensaft verköstigen konnte („Isch hoffe doch, sie kommen nicht auf die wahnsinnige Idee, aus den Gefäßen zu drinken, die sinn nämlich mächtsch dreckisch.“) und sich auch schonmal im Schätzen von Eismengen erproben konnte( „0,1 kg Masse - angenommen“). Zum anderen kam richtig familiäre Atmosphäre beim weihnachtlichen Kaffeetrinken mit Plätzchen und Spekulatius auf, da wurden auch schonmal Stories über Fachverkäufer der Elektrotechnik rausgekramt (Versuche nie eine Physiklehrerin über die Ladentheke zu ziehen!).

Im zweiten Halbjahr kämpften wir mit vereinten mechanischen Kräften und gönnten uns kaum ein (Dreh-)Moment der Ruhe in dem ständig bewegten System der Gravitation. Hier erlebten wir die Physik erstmals am eigenen Leib (wenn man sich denn nicht schon bei den Kalorikexperimenten die Finger verbrannt hatte...) in Form eines Drehschemels und eines rotierenden Fahrradvorderrades, welches an einem heftige Drehmomente ausübte.

Drittes Stoffgebiet Elektrodynamik. Rödel muß uns verlassen. (Man sollte dann doch den Nachmittag vor der Klausur mit Lernen verbringen anstatt auf der Kiesgrube rumzurödeln - und das Lernen früh morgens nach dem Komabesäufnis macht auch wenig Sinn) Außer diversen Kurzschlüssen („Warum entlädt sich mein Schwingkreis immer so schnell ?“) und falsch gesteckten Eisenkernen („Mhh, warum haut denn die Induktivität nicht hin?“) gabs da nicht viel zu erzählen. Ach doch. Wir haben endlich erfahren, wie der Draht auf die Spule kommt. Frau M. hat nämlich früher solche Arbeiten selbst durchgeführt (Nein was man nicht alles lernen konnte). Nach dem mittlerweile obligatorischen Weihnachtskränzchen kündigte sich das letzte und angeblich schwerste Themengebiet an.

Die Quanten- und Kernphysik. Da bekamen wir es als erstes mit Oldschool-Physikern der Sorte Newton und Huygens zu tun, die irgendwie dann doch heute veraltet sind. Der reizende Herr Heisenberg zeigte uns in Form seiner Unbestimmtheitsrelation, daß wir schon immer recht hatten. Genauigkeit gibts gar nicht, nichts kann genau sein. In einer Vorlesung an der Uni zeigte man uns alle möglichen optischen Phänomene samt Erklärung. Richtig munter wurde der Großteil aber erst, als man das ganze mit einer Lasershow und SonicEmpire abschloß. Aber wir wissen immer noch nicht, was Licht denn nun genau ist (mit diskreten Energiebeträgen kann wohl keiner was anfangen) und wieso alle aufgestellten Atommodelle irgendwie versagen.

Kristian mit den Standardwerken Metzler und Physik 11/12-Schülerexperimente

Dann kam die Abiturprüfung, die in der Vorbereitungszeit wie ein Damoklesschwert über einem hing. Doch der Blick auf die Prüfungsthemen ließ Steine fallen. Thema 3 (Elektrodynamik und ein bißchen Kernphysik) wurde mit überwältigender Mehrheit gewählt. Diese Wahlentscheidung ist mit Sicherheit auf den vorbildlichen Unterricht Frau Pringals, nicht nur in den letzten beiden Kurshalbjahren, zurückzuführen. Vorbildlich deshalb, weil die Experimente eine tragende Rolle in ihrem Unterricht und in ihren Klausuren, die im wesentlichen aus alten Abituraufgaben, für den behandelten Stoff zurechtgeschustert, bestanden, einnahmen. Vorbildlich auch deshalb, weil Kurzkontrollen, bis auf einmal, immer angekündigt wurden - das halten viele andere Lehrer für ein Ding der Unmöglichkeit.

Man fühlte sich in ihrem Physikunterricht irgendwie geborgen, man war sich (fast) immer sicher, daß sie ganz genau wußte, was sie da eigentlich erzählte, und daß sie ein fundiertes Wissen über den Lehrstoff hinaus hatte. (Was man von ihrem Informatikunterricht nur sehr bedingt sagen konnte.) Die moderne Computertechnik war ihr zwar immer ein wenig wie ein Buch mit mind. 7 Siegeln, aber mal eben ein Radio zusammenzubasteln - das war keine Herausforderung für sie.

Für mich ist Frau Pringal die beste Fachkraft an unserer Schule im Fach Physik. (Die sprachliche Artikulation und die „Schölerliebe“ [-> Stichwort Tastnähe] bleibe hierbei mal unberücksichtigt). Sie hat sich wirklich um ihre Schüler gekümmert, für uns die eine oder andere Überstunde eingelegt und Rekordzeiten im Klausurenkontrollieren (überboten nur noch durch Frau Liesicke) aufgestellt.

Physik-Skurrilitätenkabinett


„Das müßt ihr euch aber ganz dolle sehr einprägen!“
„... bleibt das Volumen konstant, das gilt natürlich auch bei festen und
Flüssigkeiten.“
„In einem Gefäß sind 100 Kubikzentimeter Sauerstoff eingesperrt.“
Schüleranrede : „Ihr Geischter !“
„Robert Mayer hatte den genialen Einfall .. anders kann man das garnicht sagen, das war wirklich ein Einfall ...“
„...um nicht mit dem Formelzeichen durch Teufels Küche zu kommen...“
„.. mit diesem 1. und 2. habe ich nichts viel übrig.“
„..wenn ihr euch an den Film denkt.“
„..das ist dann unsere Wärmemenge, mit zu und abführen.“
„.. Irgendwie muss man jetzt ‘n Schuh draus machen, sonst erlebt man blanke Katastrophe.“
„... dazu braucht der Motor eine Heizung und ein Kuhl.“
„... je nachdem, wie gerundet ich gearbeitet habe.“
„Herrschaften, das rechnet ihr mir jetzt aus und das lasst ihr auch nicht mehr aus dem Rechner raus !“
„..dann löst ihr die Aufgabe auf Seite 139 Komma 9.“
„Der Faden bewegt sich ueber eine Umlenkrolle, die jetzt keine Rolle spielt.“
„.. das geht wahrscheinlich bei manchen ein Ohr rein, das andere raus !“
„.. beim Auf...ähem..beim Prall des Tischtennisballs.“
„Jetzt kommt das, was wir uns geflissentlich richtig wichtig merken müssen.“
„Damit hat sich ein Schüler bei mir schon die Ohren gebrochen.“
„Wir brauchen uns überhaupt keinen Kopf darüber zu verschwenden ! „
„Das Messgerät heisst Hallsonde. Das wird auch so geschrieben, das bringt überhaupt nichts, wenn man das anders macht.“
„Da kann ich nichts dran ändern, das ist so vorgeschrieben, da kann nicht jeder seine eigene Nase hier haben.“
„Die Antenne wird zu erschwungenen Zwingungen angeregt.“