Expedition zur ehrenamtlichen Untersuchung fremder Völker bezüglich ihrer Traditionen und Lebensräume, sowie ausländischen Einflüssen in der Sprache - wissenschaftliche Arbeit am Fallbeispiel Lloret de Mar
September ’97, die Abschlußfahrt stand vor der Tür. Während sich einige den „Kleinen“ anschlossen, also mit den elften Klassen nach England zuckelten, machte sich der größere Teil des schulgestreßten Haufens auf eine Reise in die spanische Sonne. Um Kultur und Leben der Spanier möglichst unverfälscht kennenlernen zu können, hatten wir uns bereits im Voraus für Lloret de Mar entschieden. In einem Anflug von Herzensgüte und Mitleid ermöglichten wir außerdem drei Lehrern der Schule eine 8tägige Flucht aus dem Schulalltag - Frau Dr. Körnig, Herr Hettstedt und Herr Renner gingen wohl behütet mit auf die Reise...
Freitag, 19.09. ’97. Wir warten auf den Bus. Nahezu neidvolle Blicke richten sich auf die Besitzer auffällig kleiner Reisetaschen. Sitzpläne werden aufgestellt und ebenso schnell wieder verworfen. Jedes Geräusch läßt uns aufspringen und reflexartig nach dem umher stehenden Gepäck greifen. ... Irgendwann ist es schließlich doch soweit. Der Bus wird gestürmt, alle Taschen, Beutel und Koffer hinein gequetscht und irgendwie findet dann auch jeder einen Platz. Ab geht’s auf die Autobahn in Richtung Spanien.
Samstag. Nach über 20 Stunden Fahrt erreichen wir Lloret de Mar - Halle grüßt den Rest der Welt. Kurze Pause, um zu erfahren, in welches Hotel wir einfallen werden. Die Sonne scheint... erste Versuche, der Haut die gewünschte Bräune zu verpassen. Es folgt eine kleine Stadtrundfahrt. Dann zum Hotel Montanamar; es liegt am Ortsausgang, aber Supermarkt, Strand und Zentrum sind in wenigen Minuten erreichbar und der Pool tut’s zur Not auch. Die Zimmer werden verteilt - am Ende sind wir in jeder Etage des Hauses vertreten. Morgens und abends ein Büfett, aber bis zum Essen ist noch Zeit. Wir tarnen uns geschickt mit Sonnenbrille und Handtuch oder großer Shoppingtasche und verlassen das Hotel, um das Verhalten die hier lebenden Spezies genauer beobachten zu können. Unsere Untersuchungen werden vorerst vom gemeinschaftlichen Abendessen unterbrochen, anschließend aber in Restaurants, Kneipen und Diskotheken fortgesetzt.
Sonntag. Festlegung, jeder habe zum Frühstück zu erscheinen, um gestärkt in den Tag starten zu können und seine Anwesenheit zu beweisen. Ansonsten heißt es wieder: Forschen, Forschen, Forschen!.
Die umfangreichen und zum Teil schlafraubenden Studien hinterlassen im Laufe der nächsten Tage zunehmend Spuren - hinter schweren Lidern tasten wir uns morgens in den Speisesaal; Nachzügler sein ist out. Grobe Aufteilung in zwei Forscherteams. Während Team Nr.1 den ganzen Tag am Strand verbringen muß, um uns mehr Einblick in das Leben der Einheimischen zu verschaffen, nehmen die Mitglieder des anderen Teams an Ausflügen in die Umgebung teil, um Faktoren wie Landschaft und Geschichte des Landes mit in ihre Forschungen einzubeziehen. Die drei Lehrer haben dabei die ehrenvolle Aufgabe Team Nr.2 herumzuführen - Ausflüge nach Tossa und Blanes mit Besuch des Botanischen Gartens, sowie der Besuch einer idyllischen Badebucht sind das Resultat. Für einen Tagesausflug nach Barcelona kann die Mehrheit der Forscher noch etwas Zeit finden. Einige besonders Wißbegierige stürmen ein Spaßbad, um das Freizeitverhalten der Spanier zu untersuchen.
Ein paar Recken wählen zur Erkundung Pferde mit zwei Rädern und durchforsten die Küstenwälder und Sandpisten nach versteckten Lebensformen , und werden daraufhin von 40-Tonnern attackiert. Aber auch im urbanen Bereich versucht man sich den lokalen Verkehrsgepflogenheiten anzupassen - Rasen, Rüpeln, Rowdies sein (RRR).
Auch das Leben im Hotel gestaltet sich mitunter etwas anstrengender. Der rege Informationsaustausch, der in den frühen oder auch späten Abendstunden auf den Etagen stattfindet, stößt vereinzelt auf wenig Gegenliebe. Auch das in unseren Breiten oft praktizierte laute Lachen oder Aufführen von Freudentänzen als Ausdruck von Heiterkeit und fröhlichem Beisammensein wird schon nach kurzer Zeit von wenigen Hotelgästen höheren Alters als störend empfunden - die Alten verpetzen uns. Wir lassen uns davon allerdings nicht großartig beeindrucken und forschen weiter. Jeden Abend raffen wir uns dazu auf, neue Lokalitäten ausfindig zu machen, oder unsere Untersuchungen an bereits bekannten Orten fortzusetzen. Bis sich die Woche ihrem Ende neigt, haben wir auch die kulinarischen Besonderheiten, wie Tequila oder Paella, neben Bier, Hamburgern und Pommes in unseren Speiseplan integriert.
Freitag, der letzte Tag unseres Aufenthaltes. Der Abend soll wiedermal etwas ganz besonderes werden. Vorerst „Grüppchenbildung“ zur Veranschaulichung der Mannigfaltigkeit unserer Kultur bei den Einheimischen - z.B. „Drei Lehrer im Café“ oder die Gruppe „Forscher springen lautstark singend durch Straßen und Kneipen“. Die Nacht endet schließlich in Pubs und Diskotheken.
Mit letzten Kräften schleppen wir uns am Samstag zum Frühstück. Danach heißt es packen und nochmal zum Strand, oder an’n Pool, oder einkaufen, oder einfach schlafen. Der Bus wird für 19.30 Uhr erwartet. ... Wir sammeln uns, wollen abreisen. Es gibt Probleme. Eine Plastiksonnenblume soll aus dem Hotel verschwunden sein. Wir sind schuld! Oder vielleicht doch nicht?
Drohungen, Beschwerden und Meckereien von Seiten des Hotels prallen an uns ab. 19.30 Uhr - Wir fahren ab... eventuell fährt eine spanische Plastiksonnenblume mit uns, wer weiß !?!
Ergebnis unserer Forschungen: Viele fremde Völker, ein Lebensraum - Ausbildung sprachlicher Neuschöpfungen möglich; viel Spaß ist garantiert!
An dieser Stelle danken wir unseren drei Begleitern für Verständnis und Geduld, das uns entgegengebrachte Vertrauen und die Freiheiten, die sie uns bei unseren Forschungen gelassen haben. Danke!